Gucci wirklich pelzfrei?

Der Jubel der Tierschutzorganisationen war groß: Der Boss der Luxusmarke Gucci gab letzte Woche bekannt, ab 2018 keine Pelze mehr für seine Kollektionen zu verwenden. Warum wir darüber nur müde lächeln können, lesen Sie hier.

Zunächst einmal muss man wissen, dass Gucci Teil des mächtigen französischen Unternehmenskonglomerats Kering ist, zu dem Marken wie Saint Laurent, Bottega Veneta, Alexander McQueen, Brioni und Puma gehören. Darüber, dass diese Marken auch planen, keine Tierquälerprodukte mehr zu verkaufen, ist nichts bekannt. Weiterhin werden Mäntel aus Nerzen,  Schals aus Lämmern und Jacken aus Wölfen oder Kälbern angeboten. In diesen Produkten steckt das Leiden vieler Tiere. Und zwar nur aus einem Grund: Profitgier. Das ist ein bisschen so, wie wenn ein Mitglied einer Massenmörderfamilie ankündigt, er werde in Zukunft keine blonden Frauen mehr umbringen. Nicht wirklich ein Grund zum Feiern, oder?

Botega Veneta: „Mit diesem exklusiven, neuen Schal verleihen Sie Ihrem Look eine modern luxuriöse Note. Das edle Accessoire aus weichem Lammfell ist wunderbar weich und warm.“

Es kommt aber noch erschwerend hinzu, dass selbst bei den besten Absichten der Wunsch pelzfrei zu arbeiten sich nicht unbedingt verwirklichen lässt. Selbst Händler wissen oftmals gar nicht, was sie da eigentlich verkaufen. Tom Tailor und die Drogerie Müller haben Bommelmützen aus Katzenfell und Hugo Boss Jacken mit Marderfellen als Besatz verkauft –deklariert als Kunstfell. Dabei hatte die Marke kurz vorher noch erklärt, vollständig pelzfrei arbeiten zu wollen. Genauso wie Gucci jetzt.

Tatsächlich ist der weltweite Pelzumsatz auf Rekordhöhe. Der Weltverband der Pelzhändler meldet einen Umsatzanstieg von 70 Prozent in den letzten 10 Jahren. Tendenz steigend.

Mit der Unwissenheit und Dummheit der Kunden wird wie immer Profit gemacht. Die Stiftung Warentest kaufte als Kunstfell ausgezeichnete Kleidungsstücke. Im Labor stellte sich dann heraus: Alle Textilien waren aus echtem Pelz. Oft sind diese Stücke aus Katzen oder Hunden hergestellt. Das ist eine billige Quelle, weil diese Tiere meistens von Tierdieben gestohlen werden. Oder es handelt sich um streunende Tiere, die von skrupellosen Verbrechern eingefangen werden.

Jedes Stück Pelz verursacht unvorstellbares Tierleiden. Diese Tiere bekommen oft vor dem Töten keine Betäubung, das wäre zu teuer. Ihnen wird das Fell bei lebendigem Leibe abgezogen.

Einige erschreckende Wahrheiten, die man kennen sollte:

  • Für einen einzigen Mantel werden 35 Tiere getötet.
  • Die Pelzindustrie tötet 30 Millionen Tiere pro Jahr.
  • 70 Prozent der Modedesigner nutzen Pelz für ihre Kollektionen.
  • Eine gängige Methode ist es, den Tieren einen Elektroschock durch den Anus zu geben. Das schützt den Pelz vor Schäden und ist billig.
  • Eine andere nicht ungewöhnliche Methode ist es, die Tiere lebendig aufzuhängen, sie ausbluten zu lassen oder bei lebendigem Leibe zu häuten.
  • 90 Prozent der Pelze kommt von Pelzfarmen.
  • Hunderte Schwarzbären werden in Fallen gefangen, in denen sie tagelang leiden. Ihren Pelz verwenden sie  dann für die berühmten schwarzen Hüte der Wache der Queen.

Bitte kaufen Sie keinen Pelz. Keinen echten und keinen falschen. Die Menschen, die wissen, was in der Industrie abgeht, würden Sie sonst möglicherweise als ignorant einstufen.