Sind Avocados unethischer als Blutdiamanten?

„Aber Du isst Avocados!“, ruft so mancher Klimaschützer, in dem Glauben nun einen ganz großen schwarzen Fleck auf der ach so weißen Weste eines anderen Klimaschützers oder gar eines Veganers gefunden zu haben.

Die meisten dieser „Avocado!-Rufer“ wissen nicht, was es mit dieser Frucht auf sich hat. Sie haben irgendwo mal in der Zeitung gelesen, dass es sich um eine ganz böse Frucht handeln soll.

Was ist dran? Gleich vorab: Ich mag Avocado. Manchmal. In meinem täglichen Speiseplan kommt sie aber so gut wie nicht vor.

Mythos 1: Für den Anbau von Avocados braucht man ganz viel Wasser.

Für ein Kilo Äpfel werden etwa 800 Liter Wasser verbraucht, für Avocados etwa 950 Liter. Zum Vergleich: Ein Kilo Rindfleisch braucht in der Herstellung 15.000 Liter.

Tatsächlich ist die Wasserbilanz der Avocado sogar besser als die von Äpfeln. Denn ein Kilo Äpfel liefert 520 Kalorien, während ein Kilo Avocado mich mit 1300 Kalorien versorgt. Es ist also Augenwischerei einen Apfel mit einer Avocado zu vergleichen, ohne Gewicht UND Nährwerte zu berücksichtigen.

Mythos 2: Avocados haben lange Transportwege.

Zugegeben, das stimmt. Aber den haben viele andere Früchte und Gemüse auch. Man muss nicht unbedingt Avocados aus Südamerika kaufen. Spanien tut´s auch. Das frische Gemüse vom lokalen Produzenten hat zwar noch kürzere Wege, doch im Vergleich zur Menge, wenn man nicht jeden Tag Avocado isst, sollte vertretbar sein.

Mythos 3: An Avocados klebt Blut.

Angeblich haben sich in Mexiko und anderen Anbaugebieten mafiöse Strukturen gebildet, die illegal Regenwald abholzen, um Anbauflächen für Avocado zu schaffen und die Arbeiter ausbeuten.

Das mag stimmen. Doch Unterdrückung, Vertuschung und fragwürdige Methoden in der Produktion sind eher ein Merkmal der Nahrungsmittelindustrie im Allgemeinen, als ein Monopol der Avocado-Farmer.

Fazit: Die Wasserbilanz der Avocado ist besser als ihr Ruf. Avocados kommen von weit her, wie auch viele andere Nahrungsmittel. Zumindest aus Sicht des deutschsprachigen Raumes. Außerdem wird für sie – zumindest für die aus Südamerika – Regenwald abgeholzt. Ab und zu mal eine Avocado zu essen, hinterlässt jedenfalls einen kleineren ökologischen Abdruck auf unserem Planeten, als sich täglich ein Steak zu grillen.

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